Was mache ich, wenn sich mein Pferd beim Angaloppieren mit dem Kopf nach oben aushebelt? Diese Frage beantwortet dir Dressurreiterin Sabine Ellinger.

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„Mein Pferd reißt beim Angaloppieren den Kopf hoch“

Was mache ich, wenn sich mein Pferd beim Angaloppieren mit dem Kopf nach oben aushebelt? Diese Frage beantwortet dir Dressurreiterin Sabine Ellinger.

Das gibt es hier für dich

Info

Jeden Monat können unsere Gold-Mitglieder unserem Experten des Monats eine Frage stellen, die dann beantwortet wird. Egal ob es um das spezielle Fachgebiet unseres Experten geht oder um allgemeine Fragen rund um’s Pferd. Anschließend wählen wir die Fragen aus, die den größten Mehrwert für alle bieten, leiten ihn an den Experten weiter und dieser beantwortet die Frage. Die Antwort wird dann in diesem Artikel veröffentlicht. Die heutige Frage an Expertin Sabine Ellinger: Was machen, wenn das Pferd sich im Galopp aushebelt?

Über unsere Expertin

Die bekannte Pferdeausbilderin aus dem schwäbischen Ort Käsbach betreibt zusammen mit ihrem Mann ein Rehazentrum und einen Ausbildungstall für Pferde. Sie ist Buchautorin („Pferde über den Rücken arbeiten“, Kosmos Verlag) und gefragte Expertin in verschiedenen Fachzeitschriften.

Die Frage

„Hallo, würde gerne bei der Expertenfrage mitmachen und an Frau Ellinger folgende Frage stellen: Wie kann ich daran arbeiten, dass sich mein Pferd beim Angaloppieren nicht immer mit dem Kopf raushebt? Immer wenn ich angaloppiere, drückt er den Kopf und Hals nach oben. Nach 2-3 Galoppsprüngen ist er aber wieder in Anlehnung. Habe schon versucht, mal stärker gegenzuhalten, da ist er dann aber gar nicht erst angaloppiert. Dann habe ich noch versucht, durch viel Seitwärts und Übertreten vor dem Galopp, die Hinterhand ein wenig zu aktivieren, aber das hat auch nicht geholfen. So langsam bin ich ratlos!“

Die Antwort

Ja, das ist eine spannenden Frage, die ich gerne beantworte.

Wenn ein Pferd sich beim Angaloppieren mit dem Kopf-Hals heraushebt, ist in diesem Moment der Rücken nicht mehr in guter Verbindung mit Vor- und Hinterhand. Das heißt im Moment des Überganges geht das Pferd nicht mehr über den Rücken. Die Verbindung aus der aktiven
Hinterhand über den Rücken bis ans Gebiss ist unterbrochen.
Das kann verschiedene Gründe haben.

1. Bei einem jungen Pferd passiert es gerne mal, dass die Verbindung verloren geht, speziell in den Übergängen. Das sollte sich jedoch mit zunehmender Kraft und Sensibilität auf die Hilfe des Angaloppierens verbessern.

2. Ein Pferd, dem der Galopp generell schwerer fällt als der Trab, galoppiert nicht so gerne und lässig an, wie ein Pferd dem der Galopp leicht fällt. Die Lösung ist hier, das Pferd im Trab, und wie früher von den alten Meistern empfohlen, in der Piaffe auszubilden, bevor man in die Galopparbeit übergeht. Das ist heute ein eher ungewöhnlicher Weg, da das moderne Pferd bedeutend besser galoppieren kann, als Pferde, die in dieser Zeit gezüchtet wurden. Hat man aber ein Pferd, bei dem das so ist (das sind eher die schwereren Rassen), dann ist eine genügend lange Ausbildung im Trab bis zu den Seitengängen sehr hilfreich, bevor man sich mit dem Galopp beschäftigt.

3. Der häufigste Grund, warum sich ein Pferd beim Angaloppieren heraushebt, ist die mangelnde Nachgiebigkeit der inneren Hand des Reiters oder ein generell zu starkes Festhalten des Pferdes. Beim Angaloppieren treibt der Reiter mit innerem Schenkel und Gesäßknochen das innere Hinterbein des Pferdes nach vorne. Die äußere Hand verhindert, dass das äußere Beinpaar anspringt und die innere Hand muss soweit nachgeben, dass das innere Hinterbein ohne jeden Widerstand so weit wie möglich nach vorne durchspringen kann. Gibt die innere Hand nicht genügend nach, dann springt das Pferd in diesen Widerstand hinein und das ist unangenehm. Das Pferd merkt sich das und wird dann mit der Zeit schon prophylaktisch Kopf und Hals anheben, um dieser unangenehmen Handeinwirkung zu entgehen. Mit der Zeit kann dies dann auch zur Angewohnheit werden, selbst dann, wenn der Reiter inzwischen genug nachgibt. Hier ist also eine Korrektur in der Hilfengebung notwendig. Ich empfehle das Pferd etwas tiefer im Hals gehen zu lassen als es normal wäre und im Vorfeld bereits viele Übergänge innerhalb des Trabes zu reiten. Als Übung für den Reiter, sollte dieser zum Angaloppieren innen überstreichen, um sich selbst diesen Vorgang bewußt zu machen. Ebenso kann man einmal eine zeitlang mehr mit Stimme angaloppieren und nicht vorher aussitzen sondern aus dem Leichttraben angaloppieren. Das Pferd sollte auf jeden Fall an der Longe, ohne Reitergewicht, problemlos angaloppieren. Ist dies nicht der Fall und es hebt sich auch an der Longe heraus, könnte auch ein Problem mit dem Anheben des Brustkorbes bestehen.