EM Vielseitigkeit Luhmühlen

Gold für deutsche Mannschaft

Die deutschen Vielseitigkeitsreiter haben in Luhmühlen mit Doppel-Gold und Silber an ihre frühere Erfolgsserie angeknüpft. Mit Abstand sicherten sich Ingrid Klimke, Michael Jung, Andreas Dibowski und Kai Rüder den Sieg vor den Teams aus Großbritannien und Schweden. Darüber hinaus verteidigte Ingrid Klimke mit SAP Hale Bob OLD erfolgreich ihren Titel in der Einzelwertung vor ihrem Teamkollegen Michael Jung mit fischerChipmunk FRH. Dritter wurde der Ire Cathal Daniels mit Rioghan Rua.

Ingrid Klimke verteidigt Titel / Michael Jung gewinnt Silber

Mit einer Nullrunde im Parcours legte Ingrid Klimke den Grundstein für ihren Sieg. Danach konnte die Titelverteidigerin aus Münster nur noch abwarten, wie Michael Jung im Springen abschneiden würde. Der zweimalige Einzel-Olympiasieger lag nach Dressur und Geländeritt vor seiner Teamkollegin und hatte es in der Hand, nach 2011, 2013 und 2015 erneut ganz oben auf dem Podium zu stehen. „Ich habe den Ritt nicht gesehen, aber das Publikum gehört und geahnt, dass es einen Abwurf gegeben hat. Dann kamen auch schon die Leute auf mich zu“, schilderte Klimke den Moment, der sie erneut Europameisterin machte. „Vor dem letzten Sprung habe ich noch mal tief Luft geholt“, gestand Klimke in Erinnerung an das letzte Jahr, als sie in Tryon ein Abwurf den WM-Titel gekostet hatte. „Ich bin einfach überglücklich, dass ‚Bobby‘ so gut sprang.“

 In Luhmühlen traf es nun Michael Jung:

„So ist der Sport. Ein klitzekleiner Fehler, schon fällt man zurück.

Ich glaube, ich hätte vielleicht etwas ruhiger sitzen sollen, er ist ein bisschen schnell geworden in der zweifachen Kombination“, analysierte der Horber nach seinem Ritt. Nach einjähriger Championatspause konnte er mit fischerChipmunk FRH direkt an vergangene Erfolge anknüpfen. Er steht ihm unter anderem dank Unterstützung durch die Stiftung Deutscher Spitzenpferdesport zur Verfügung. „fischerChipmunk ist trotzdem toll gegangen, ist toll gesprungen, ist super drauf“, sagte Jung.

Knapp vorbei an drei Einzelmedaillen

Beinahe wäre den deutschen Reitern der Gewinn aller drei Einzelmedaillen gelungen, wie 2011. Nach der Dressur lag Kai Rüder (Blieschendorf) mit Colani Sunrise in Medaillennähe. Im Gelände war er schnell genug. Allerdings wollte sein Pferd nicht in die Startbox, was ihn 16 Zeitstrafpunkte kostete. Den Parcours beendeten die beiden fehlerfrei. „Die Nullrunde war gut für das Team, aber vor allem gut fürs eigene Ego“, sagte der Teamreiter. Mit 41,8 Minuspunkten belegte er am Ende Platz 24 und lieferte das Streichergebnis für das deutsche Team.

 Ebenfalls fehlerfrei im Springen blieb Andreas Dibowski (Döhle) mit FRH Corrida, „Pathfinder“ der deutschen Mannschaft.

Sein Fazit der EM Vielseitigkeit in Luhmühlen

„Ich habe immer noch zu wenige Punkte in der Dressur, daran werden wir arbeiten.

Das Gelände war ideal gestern, das Springen heute sowieso. Es war überhaupt eine fantastische Veranstaltung.

Es waren wirklich perfekte Bedingungen an allen Tagen.“ Mit 35,4 Minuspunkten beendete „Dibo“ die EM auf Platz 16.

Zusammen mit Dibos Resultat und den Ergebnissen von Klimke (22,2 Minuspunkte) und Jung (24,9 Minuspunkte) kam die deutsche Mannschaft damit auf 82,5 Minuspunkte. Die Briten sammelten 104,8 Minuspunkte. Die Schweden, die im Springen das französische Team vom Podium verdrängten, 105,1 Minuspunkte. Neben Bronze gab es für sie das Ticket nach Tokio obendrauf. Ebenfalls noch für die Olympischen Spiele qualifizieren konnten sich die fünftplatzierten Italiener. Deutschland, Großbritannien und Frankreich stehen bereits seit der WM auf der Starterliste.

 „Ich habe vorher davon geträumt, dass wir Erster und Zweiter werden, aber ich habe natürlich gewusst, wie schwer das ist“, sagte Bundestrainer Hans Melzer. „Dass es aber so souverän sein würde, mit dem Abstand zu dem Zweitplatzierten habe ich nicht gedacht. Ich glaube, dass unser Trainingslager dazu beigetragen hat. Ich war die ganze Woche nicht nervös, weil ich wusste, wie gut unsere Reiter drauf sind.“

 „Wir waren früher ja mal eine Weile so unschlagbar, dann hatten wir so ein kleines Tief. Das ist natürlich super, dass wir so vor Tokio ganz überzeugend mit unserer Leistung auf uns aufmerksam machen“, kommentierte die alte und neue Europameisterin das Teamergebnis.

Drei „Neue“ in den Top 20

Das beste Einzelergebnis nach Klimke und Jung erzielte deren langjährige Teamkollegin Sandra Auffarth (Ganderkesee) mit ihrem Fuchswallach Viamant du Matz, der sich seit seinem Championatsdebüt im vergangenen Jahr deutlich weiterentwickelt hat. „Ich bin super happy. Er ging ein wirklich fantastisches Springen und das Gelände hätte er nicht viel besser machen können. Nur in der Dressur hätte er noch ein bisschen entspannter sein können, aber auch da bin ich guter Dinge, weil er sich einfach entwickelt, weil ich merke, wie er weiterkommt. Ich glaube, das steckt noch viel Potenzial drin“, sagte die Doppelweltmeisterin von 2014, die die EM mit ihrem Dressurergebnis von 31,7 Minuspunkten beendete und damit Platz elf belegte.

EM-Debüt in Luhmühlen

Von den zwölf deutschen Teilnehmern konnten darüber „die beiden Annas“ ihr EM-Debüt mit ihrem Dressurergebnis beenden. Lokalmatadorin Anna Siemer aus Salzhausen belegte mit ihrer kleinen Hannoveraner Stute FRH Butts Avondale mit 31,9 Minuspunkten den 13. Platz.

„Ich habe ihr versprochen, dass sie in diesem Jahr keinen Parcours mehr gehen muss, wenn sie heute gut geht“,

erzählte sie lachend nach ihrer Nullrunde im Parcours. 

Einen Platz hinter ihrer Namensvetterin beendete die erst 22-jährige Anna-Katharina Vogel (Biessenhofen) mit DSP Quintana die EM. „Es war ein unglaubliches Gefühl. Man rechnet ja nicht unbedingt auf seinem ersten Senioren-Championat damit, dass es so läuft. Es war wirklich das perfekte Wochenende. Von der besten Dressur der letzten zwei Jahre, über ein traumhaftes Gelände bis zur Nullrunde im Springen. Die Atmosphäre hat ihr unheimlich gut getan, hat ihr so eine gewisse Grundspannung gegeben und da zog und sprang sie nochmal besser“, sagte Vogel. Ihr Endstand: 32,3.

Trotz Fehler in den Top 20

Zuletzt in den Top 20 landete auch Christoph Wahler (Bad Bevensen) mit seinem Holsteiner Schimmel Carjatan S, trotz eines Fehlers im Springen. „Ein Reiterfehler“, ärgerte sich der 25-jährige Reiter aus der Warendorfer Perspektivgruppe Vielseitigkeit. Am Tag zuvor im Gelände war er noch mit einer Punktlandung im Gelände aufgefallen. Sein Endstand 37,8 Minuspunkte.

 „Wir haben gesehen, dass hier einige Reiter mitgeritten sind, die man nicht auf dem Zettel hatte, die tolle Runden gedreht haben und sogar mit ihrem Dressurergebnis beendet haben“, sagte Hans Melzer. „Das stärkt uns natürlich, denn Konkurrenz belebt bekanntlich das Geschäft“.

Informationen unter www.pferd-aktuell.de/em2019/vielseitigkeit-in-luhmuehlen

Quelle: fn-press/Hb