FN-Position zum ARD-Beitrag „Das große Tabu“
Prävention von sexualisierter Gewalt
Verband nimmt seine Verantwortung wahr
Die ARD berichtet in ihrem Beitrag „Das große Tabu“ am 13. Juli 2019 von sexuellem Missbrauch im Sport. Darin wird auch der Pferdesport thematisiert. Die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) nimmt dazu wie folgt Stellung:
Wir begrüßen es, dass sich die ARD dem Thema sexualisierte Gewalt im Sport so ausführlich widmet.
Genau deshalb, weil es ein so immens wichtiges Thema ist, haben wir eine Reihe von Maßnahmen zur Prävention von sexualisierter Gewalt ergriffen (siehe www.pferd-aktuell.de/3256), so wie es im Bericht auch dargestellt wurde. Aus diesem Grund beteiligen wir uns heute wie schon in der Vergangenheit an mehreren Studien zum Thema Prävention von sexualisierter Gewalt. Doch wie der Beitrag auch zeigt, ist der Umgang damit ein langer Prozess, der erst vor einigen Jahren angestoßen wurde. Auch wir sind Teil des Prozesses und haben in den vergangenen Jahren immer wieder Anpassungen unserer Regelwerke und Richtlinien vorgenommen.
Sensibilisierung, Gefahrenanalyse, Sanktionsmöglichkeiten
Innerhalb unseres Verbandes erfolgte zunächst eine Phase der Sensibilisierung, in der wir uns zur Verurteilung von sexualisierter Gewalt bekannt haben. Im zweiten Schritt haben wir uns mit einer Risikoanalyse und anschließend mit der Bekämpfung der dabei erkannten besonderen Gefahrenlagen befasst. Der dritte Schritt galt den Sanktionsmöglichkeiten. Dabei haben wir Amtsträger, Trainer und Sportler in den Fokus genommen und unsere Regelwerke entsprechend erweitert, zuletzt im Mai 2019 (siehe www.pferd-aktuell.de/37586). Dieser Prozess wird nie abgeschlossen sein und wir werden weitere Erfahrungswerte sammeln.
Heute würden wir mit einem wie im Beitrag geschilderten Fall anders umgehen. Aber: Wir halten an rechtsstaatlichen Prinzipien fest. Wer seine Strafe verbüßt hat, hat ein Recht darauf wieder am gesellschaftlichen Leben und damit auch am Sport teilzunehmen.
Kritik am ARD-Beitrag
„Viel Macht, wenig Moral, wegsehen statt handeln“ – von dieser Aussage der Autorin Andrea Schültke distanzieren wir uns für unseren Verband in aller Deutlichkeit.
Die von der FN ergriffenen Maßnahmen zeigen, dass der Verband seine Verantwortung wahrnimmt.
Entgegen der Aussage des DSJ-Vorsitzenden, Jan Holze, hat es im Februar 2017 zu dem im Beitrag geschilderten Fall Kontakt mit dem Justitiariat des DOSB und ein Gespräch mit der Referentin für Prävention von sexualisierter Gewalt der DSJ gegeben.
Wir bedauern es, dass mehrere Kontaktaufnahmen von Seiten der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) und des zuständigen Landesverbandes mit der Opferfamilie im Januar 2013 sowie im August 2014 als nicht ausreichend wahrgenommen wurden. In mehreren Schreiben haben wir der Familie die Kontaktaufnahme mit dem Opferschutzverein Zartbitter e.V. empfohlen. Jedoch lernen wir daraus, dass es ein Balanceakt bleibt, die Waage zu halten zwischen erforderlicher Neutralität, die wir als Sportverband wahren müssen, und angemessener Empathie, die wir den Opfern von sexualisierter Gewalt entgegenbringen möchten.
Wir unterstützen ausdrücklich den Aufruf der Unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs in Deutschland im Kontext Sport (www.aufarbeitungskommission.de/sport/).
Kontakt und Hilfe
An diese Stellen können sich Betroffene und Zeugen von sexualisierter Gewalt vertrauensvoll und gegebenenfalls anonym wenden:
Kontakt FN:
Abteilung Jugend
Leiterin Maria Schierhölter-Otte
Tel.: 02581/6362-135
Fax: 02581/6362-7135
E-Mail: mschierhoelter@fn-dokr.de
Opferschutzverein Zartbitter e.V.
Unter der Nummer 0171/2138631 steht donnerstags von 17 bis 18 Uhr eine Fachkraft des Opferschutzvereins Zartbitter e.V. zur kostenlosen Beratung zur Verfügung. Per E-Mail ist die Beratungsstelle über pferdesport@zartbitter.de zu erreichen.
Quelle: fn-press