WM Junge Vielseitigkeitspferde: Doppel-Gold für deutsche Pferdezucht
Cascamara/Ingrid Klimke und Sweetwaters Ziethen TSF/Sophie Leube siegen in Le-Lion d’Angers
Le-Lion d’Angers/FRA (fn-press). Die deutsche Pferdezucht feiert bei den Weltmeisterschaften der jungen Vielseitigkeitspferde in Le-Lion d’Angers einen Doppelerfolg. Bei den sechsjährigen Pferden gewinnt die Westfalenstute Cascamara mit Ingrid Klimke im Sattel, bei den siebenjährigen holt sich der Trakehner Hengst Sweetwaters Ziethen TSF mit seiner Reiterin Sophie Leube den Titel. „Wir haben schön öfter einen der beiden Tiitel geholt, aber beide in einem Jahr – daran kann ich mich nicht erinnern“, sagt Bundestrainer Hans Melzer. „Cascamara ist ein toll veranlagtes Pferd, das sich in diesem Jahr toll entwickelt hat, und Sweetwaters Ziethen TSF bringt alles mit, um im kommenen Jahr auch auf Vier-Sterne-Niveau zu bestehen.“
Nur eine Woche nach Luhmühlen durfte sich die fünfmalige Deutsche Meisterin Ingrid Klimke erneut über eine Goldmedaille freuen. Nach Dressur und einem fehlerfreien Geländeritt noch Zweite, blieben Ingrid Klimke und Cascamara im abschließenden Parcours fehlerfrei und beendeten die WM der sechsjährigen Vielseitigkeitspferde mit nur 27,4 Minuspunkten. Wenig später machte der bis dahin führende Brite Tom McEwen mit MHS Brown Jack mit zwei Abwürfen den Weg frei für das deutsche Paar. Für Ingrid Klimke ist es bereits der dritte Titelgewinn in Le-Lion d’Angers nach 2016 mit Weiße Düne und 2018 mit SAP Asha P. Cascamara ist eine Tochter des Cascadello II und wurde von Helmut Bergendahl aus einer Templer GL xx-Mutter gezogen.
Fehlerfrei beendeten auch der Brite Oliver Townend und die irische Stute Cooley Rosalent den Parcours, der nach der letztjährigen „Schlammschlacht“ auf einem neu angelegten Sandplatz aufgebaut war. Sie gewannen mit ihrem Dressurergebnis von 30,3 Minuspunkten die Silbermedaille.
Eine weitere Medaille für die deutsche Pferdezucht lieferte die Holsteiner Stute Corminta vom Gwick von Cormint – Contendro I aus der Zucht von Horst Schneider aus Bröthen. Ihre Reiterin, die Niederländerin Merel Blom, nahm im Parcours 1,2 Zeitstrafpunkte in Kauf und blieb dafür fehlerfrei. Für einen Endstand von 31,9 Minuspunkten gab es am Ende die Bronzemedaille.
Nur knapp dahinter belegte eine weitere Holsteiner Stute mit ihrer US-amerikanischen Reiterin Tiana Coudray mit 33,3 Minuspunkten den vierten Platz: Cabaret von Clinton I – Jayadeva de Mackinac (Züchter: Konrad Sinn aus Hohenaspe).
Insgesamt bewarben sich 38 sechsjährige Vielseitigkeitspferde in der Zwei-Sterne-Prüfung CCI2*-L um den Titel. Neben Ingrid Klimke und Cascamara vertraten Felix Etzel (Warendorf) und Sophie Leube (Hamm) mit den Trakehnern Promising Pete TSL und Isselhook’s First Sight TSF die deutschen Farben. Sie gehörten zu den 21 Paaren, denen eine fehlerfreie Geländerunde gelang. Im Springen unterlief beiden allerdings jeweils ein Fehler. Promising Pete TSL (v Hirtentanz – Hyalit) aus der Zucht des stellvertretenden Vorsitzenden des Trakehner Verbandes Hans-Peter Karp aus Ochtrup wurde mit 34,8 Minuspunkten Siebter. Der gekörte Hengst Isselhook’s First Sight TSF (v. Lossow – Hibiskus), Vielseitigkeits-Bundeschampion der Fünfjährigen 2019, aus der Zucht von Simone Lindemeir-Trippel aus Günzburg und im Besitz von Inge Weißkirchen, belegte dicht dahinter mit 35,0 Minuspunkten Platz acht.
Für Sophie Leube war die WM damit aber noch nicht zum Ende. Bereits im vergangenen Jahr startete sie mit dem gekörten Trakehner Hengst Sweetwaters Ziethen TSF (v. Züchter: Dieter Schön, Lübeck) in Le-Lion d’Angers. Damals noch Fünfte, gelang ihr mit dem Hengst in diesem Jahr bei den siebenjährigen Vielseitigkeitspferden ein unangefochtener Start-Ziel-Sieg. Mit nur 27,6 Minuspunkten übernahmen die beiden die Führung nach Dressur und fügten diesem Ergebnis keine weiteren Strafpunkte mehr hinzu.
Silber und Bronze gingen an zwei französische Paare: Donatien Schauly mit Dgin du Pestel MILI (31,3 Minuspunkte) beziehungsweise Nicolas Touzaint mit Diabolo Menthe (33,1).
In den Top Ten vertreten wurde die deutsche Pferdezucht neben dem Goldmedaillengewinner Sweetwaters Ziethen TSF auch durch den Holsteiner Crossborder Radar Love (v. Diarado – Claudio’s Son, Züchter: Hindrick Stüvel, Rosengarten), vorgestellt durch Merel Blom. Aufgrund zweier Abwürfe im Springen verpasste er die Chance auf eine vordere Platzierung oder gar Medaille und wurde mit 39,5 Minuspunkten Achter. Direkt dahinter reihte sich die in Baden-Württemberg gezogene Stute Spring Thyme de la Rose ein. Deren Mutter Panama (v. Pik Junior) war unter dem Namen Prada mit der Australierin Lucinda Fredericks selbst bis zur höchsten internationalen Klasse erfolgreich war. Geritten wurde die dunkelbraune Sir Donnerhall-Tochter vom Franzosen Thomas Carlile. Die beiden arbeiten sich im Verlauf der Prüfung vom 18. Platz nach Dressur auf den neunten Platz im Endergebnis nach vorne (40.0).
Fast 20 Plätze gutmachen konnte auch die Holsteiner Stute Dorotheental’s Canela (v. Cormint – Cassini I) aus der Zucht des Guts Dorotheental in Damp, Bundeschampionesse des Jahres 2019. In der Dressur blieben sie und ihre Reiterin Sonja Kirn (geb. Buck), frisch gebackene amtierende Deutsche Amateur-Meisterin Vielseitigkeit aus Bösingen, mit 38,7 Minuspunkten zwar unter ihren Möglichkeiten, konnten dies aber mit einem gelungenem Geländeritt mit nur wenigen Zeitfehlern und einer Nullrunde im Parcours wettmachen. Am Ende sprang Platz zwölf für das Paar heraus (Endstand 44,3).
Insgesamt waren vier deutsche Reiter bei den Siebenjährigen am Start. Aufgrund eines Vorbeiläufers im Gelände kamen Rebecca Juana Gerken (Rümpel) und die Holsteiner Stute Fame (v. Casall – Carrico) nicht über Platz 23 hinaus. Kai-Steffen Meier (Gesves/BEL) gab mit dem Oldenburger Charming Ciaco (v. Ciacomo) im Gelände auf. Er war war nicht der einzige. Insgesamt kamen 14 Paare nicht ins Ziel. „Speziell das Gelände der Siebenjährigen war in diesem Jahr anspruchsvoller, vor allem technischer als im vergangenen Jahr. Hinzu kommt, dass es einfach ein unnormales Jahr ist und einige Pferde nicht ganz so vorbereitet erschienen wie sonst“, imterpretierte Hans Melzer das Ergebnis.
Ergebnisse: https://results.worldsporttiming.com/event/32
Quelle: pferd-aktuell.de