Hufrehe beim Pferd – ein Tod auf Raten?
Hufrehe ist immer ausgelöst durch einen überlasteten Stoffwechsel und äußert sich ganz unterschiedlich. Können Pferde sich jemals regenerieren?
Das gibt es hier für dich
Info
Das Thema Hufrehe wird für viele Pferdehalter immer präsenter, denn die Fälle häufen sich. Aber woran liegt das? Wir klären dich darüber auf, wie Hufrehe überhaupt entsteht und wie du erfolgreich vorbeugen kannst.
Hufrehe – gefährlich, schmerzhaft, tödlich! So schlimm eine Hufrehe ist, so weit ist auch zweifelhaftes Halbwissen darüber verbreitet. Doch ein Hufreheschub bedeutet nicht automatisch das Aus – Rehepferde können mit der richtigen Therapie durchaus wieder ein Leben als Reitpferde führen. Hier findest du alles, was du zu diesem Thema wissen musst.
Was genau bedeutet Hufrehe?
Hufrehe (Laminitis, -itis =Entzündung) ist eine Krankheit, bei der sich die Huflederhaut aseptisch (also nicht aufgrund vom Keimen) entzündet und die Verbindung zwischen Hufwand und Huflederhaut gelockert (oder sogar getrennt) wird. Diese Lockerung der Verbindung entsteht, indem im Verlauf der Rehe die Durchblutung des Hufes gestört wird, sodass die Lederhaut den Verhornungsprozess verändert oder sogar komplett einstellt. Die Hufwand hat nun keine feste Verbindung mehr zum Hufbein und driftet nach außen weg. Fast immer sind nur die Vorderbeine betroffen, die Hinterbeine in sehr seltenen Fällen. Um diesen Vorgang genau zu verstehen, ist ein kleiner Exkurs zur Anatomie des Pferdehufes notwendig.
Hufe – das musst du wissen
Das Wichtigste, was du verstehen musst, ist die Funktion des Hufbeinträgers. Als diesen bezeichnet man den ganzen Apparat, mit dem ein Pferdebein im Huf (bzw. der Hornkapsel) aufgehängt ist. Ein Pferd steht nicht direkt mit einem Knochen auf dem Boden, sondern das Hufbein hängt im Huf, ungefähr so wie eine Hängematte. Die Knochen des Pferdes ruhen im Huf und werden gehalten durch die Hornproduktion der Lederhäute, die das Hufbein umschließen.

So ist ein Huf aufgebaut.
Durch die stetige Produktion des Horns verbindet sich das Hufbein fest mit der Hornkapsel, die du von außen siehst. Die Zwischenschicht funktioniert wie eine Art Klettverschluss und hält bombenfest – Pferde mit über 800 kg können über die Wiese galoppieren, ohne dass diese Schicht ihre Verbindung verliert. Durch Hufrehe verändert sich vor allem diese tolle, feste Verbindung – denn die hornproduzierenden Zellen verändern sich in ihrer Struktur, ihr Zellskelett wird abgebaut, sie degenerieren. Dadurch kommt es zum Zusammenbruch der Hornproduktion. Der natürliche Klettverschluss des Hufes löst sich. Die gesamte Hornkapsel hat keinen Halt mehr am Hufbein und wird durch das Pferdegewicht immer weiter nach vorne gedrückt, bzw. rotiert nach außen weg. Der Hufbeinträger ist zerstört.

Links: So sieht eine Hufrehe auf dem Röntgenbild aus. Rechts ein normaler, gesunder Huf.
Im schlimmsten Fall rotieren das Hufbein sowie die Hufkapsel so weit, dass das Hufbein mit der Spitze die Sohle durchbrechen kann oder das Pferd sogar ausschuht – d.h. die Hornkapsel löst sich komplett vom Knochen. Erkennen kannst du so einen Vorgang am Huf erst, wenn dieser schon ein wenig nachgewachsen ist. Nach einiger Zeit kommt der zerstörte Bereich unten an und du kannst die zerstörte Lamellenverbindung sehen.
Aber Vorsicht: Nicht jedes Pferd mit so einer zerstörten Schicht hat automatisch Hufrehe. Auch eine fehlerhafte Hufbearbeitung kann dazu führen, dass die Hufwände nach außen weghebeln und den Hufbeinträger aufreißen.
Was ist der Auslöser?
Ganz grundsätzlich kann man sagen, dass Hufrehe fast immer durch eine Überbelastung des Stoffwechsels entsteht. Dieser kollabiert, weil er durch andere Krankheiten oder Probleme schon überlastet ist. Als Folge löst sich unser oben erklärter Klettverschluss und gibt die Verbindung auf. Wieso das genau passiert – dazu gibt es verschiedene Theorien, die immer wieder neu aufgerollt und überarbeitet werden. Voran gehen einer Hufrehe also Probleme, die den Stoffwechsel belasten, z.B.:
- Übergewicht und daraus resultierend Stoffwechselkrankheiten wie EMS (vergleichbar mit Diabetes), Cushing
- Vergiftung
- große Mengen an stärkehaltigem Futter, z.B. wenn ein Pferd nachts ausbüxt und die Futterkammer plündert
- Medikamente (v.a. Cortison) oder aufgrund der Gabe von verschieden Medikamenten, die nicht in Zusammenhang gebracht werden (deshalb ist eine gute Dokumentation wichtig, was dem Pferd alles verabreicht wurde)
- Nachgeburtsrehe (Nachgeburt bleibt im Körper, der dadurch vergiftet)
- Ausnahme: Belastungsrehe (die Hufe werden außergewöhnlich stark belastet, z.B. wenn ein Bein durch eine Verletzung viel entlastet wird)