360° Geo Reportage: Sardinien, Stolz und Ehre hoch zu Ross | arte
1.04.2019
In dem sardischen Hirtendorf Sedilo ehren die Einwohner seit mehreren hundert Jahren ihren „Heiligen“ Konstantin, der eigentlich römischer Kaiser war und ein Wegbereiter des frühen Christentums, mit der sogenannten Ardia, einem Reiterspektakel, das eine entscheidende Schlacht Konstantins nachstellt.
Es sind die letzten ruhigen Tage in Sedilo, einem Bergdorf in Zentralsardinien nahe dem Lago Omodeo. Viele der etwas mehr als 2.000 Einwohner sind Hirten. Begriffe wie Ehre und Familie haben große Bedeutung, und lange Zeit war das Leben im Dorf noch von Blutrache und Entführungen überschattet. Sedilo ist ein Dorf der Reiter und Austragungsort des größten Spektakels auf Sardinien – der Ardia. Bei diesem Pferderennen zu Ehren des Heiligen und ehemaligen römischen Kaisers Konstantin geht es nicht um Geld, sondern um Ruhm und religiöse Gelübde. Schon als Jugendliche haben sich die Männer des Dorfes dafür in das Buch des Priesters eingetragen, der jedes Jahr den ersten Fahnenträger, den Anführer des Rennens, bestimmt. In diesem Jahr ist Don Agostinos Wahl auf Giovanni Mula, genannt Su Bellu, „der Schöne“, gefallen. Su Bellu hatte im letzten Jahr einen schweren Unfall. Eigentlich ist er noch nicht fit genug, mit Dutzenden wilden Reitern um die Kirche zu jagen. Doch er hat dem heiligen Konstantin sein Versprechen gegeben. Allerdings ist es nicht einmal klar, ob die Ardia in diesem Jahr überhaupt stattfinden wird. Im letzten Jahr gab es einen tödlichen Sturz, und nun haben sich Inspektoren aus Rom angesagt, die neue Sicherheitsauflagen fordern, wie Unfallversicherungen, tierärztliche Kontrollen und Alkoholtests. Einige der stolzen Reiter wollen das Rennen unter diesen Umständen boykottieren. Su Bellu aber hofft, dass die Reiterkollegen einlenken und ihm als Hauptdarsteller eine schöne Ardia ermöglichen. Denn er weiß: In diesem Jahr werden es sein Name, seine Familienehre und sein Gelübde sein, die sich dann auf ewig mit der Geschichte der Ardia von Sedilo verbinden.
Am Montag, den 1.4. von 9:45 Uhr bis 10:35 Uhr auf arte