EM Dressur: 24. Titel für deutsche Dressur-Equipe

Deutsches Team nach Tag 1 in Führung

Montag, 20.08.2019: Jessica von Bredow-Werndl und Dorothee Schneider machten den Auftakt

Die deutschen Dressurreiter liegen nach dem ersten Tag des Grand Prix‘ bei den Europameisterschaften in Rotterdam deutlich in Führung. Jessica von Bredow-Werndl und TSF Dalera BB machten als erstes Starterpaar den Auftakt für Deutschland, sie erreichten 76.894 Prozent. Dorothee Schneider und Showtime FRH beendeten die Prüfung mit der Tagesbestleistung: 80.233 Prozent. Am Dienstag greifen auch Sönke Rothenberger mit Cosmo sowie Isabell Werth mit Bella Rose in das Geschehen ein. Dann entscheidet sich auch, ob das deutsche Team seinen EM-Titel von 2017 verteidigen kann.

Sonne und Regen am 1. Tag der EM in Rotterdam

So sonnig und guter Stimmung wie der erste Wettkampf-Tag in Rotterdam endete, so regnerisch und tränenreich hatte er begonnen. Jessica von Bredow-Werndl (Aubenhausen) war mit größten Hoffnungen in den Grand Prix gestartet. Ihre Trakehnerin TSF Dalera BB hatte sich zuletzt in Aachen von ihrer besten Seite gezeigt. Auch im Rotterdamer EM Stadion leistete sich die zwölfjährige Stute von Easy Game – Handryk keinen Fehler. Nur ein ganz natürliches Bedürfnis unterbrach den Rhythmus.

„Das war leider ein besch… Moment, im wahrsten Sinne des Wortes. Es ist zum Heulen. Aber sie musste eben aufs Klo“,

sagte Jessica von Bredow-Werndl unter Tränen, nachdem sich ihre Stute ausgerechnet in der Links-Traversale erleichtern musste und die Lektion dabei unterbrach. „Sie musste bisher nur einmal in einer Prüfung äppeln, damals ist sie aber normal weiter galoppiert. Ich frage mich, warum das ausgerechnet hier passieren musste. Es ist so schade, weil Dalera wirklich top in Schuss ist, das hat sie phasenweise auch gezeigt. Sie wollte keinen Fehler machen. Ich hatte beim Abreiten ein unglaubliches Gefühl, als wären wir auf einem ganz neuen Level. Aber die Traversale zählt in der Bewertung leider doppelt. Das ist einfach blöd gelaufen.“ Doch nach dem Malheur fingen sich die beiden Mannschaftsweltmeisterinnen schnell wieder und erhielten dennoch fast 76.894 Prozent – das zweitbeste Ergebnis des Tages.

Zwischen Anspannung, Vertrauen und der perfekten Passage

Als zweites Starterpaar gingen für die deutsche Equipe Dorothee Schneider (Framersheim) und Showtime FRH an den Start. Die beiden Mannschaftsolympiasieger ließen nichts anbrennen und erreichten 80.233 Prozent. Die Top-Note 9.9 gab es für die Passage des 13-jährigen Hannoveraner Wallachs (von Sandro Hit – Rotspon) auf der Schlusslinie. Lediglich in den Piaffen ließ er ein paar Punkte liegen. „Showtime war heute ein bisschen nervös in der Arena, das hat man gemerkt. Aber er hat sich zwischendurch immer wieder stabilisiert und in der Aufgabe das Vertrauen zurückbekommen. Die Schlusslinie war einfach wunderbar. Ich bin froh, dass er diese Aufgabe so gut absolviert hat und wir so ein tolles Ergebnis zum Team beisteuern konnten“, sagte Schneider.

33 Paare waren am ersten Tag der Mannschaftsentscheidung im Grand Prix angetreten.

Am Dienstag starten noch einmal so viele, ehe dann feststeht, welche Teams die Medaillen mit nach Hause nehmen dürfen. Aus deutscher Sicht ist noch zwei Mal Daumendrücken angesagt: Um 10.30 Uhr starten Sönke Rothenberger (Bad Homburg) und Cosmo, um 14.30 Uhr Isabell Werth (Rheinberg) und Bella Rose. Nach dem Teil 1 des Grand Prix‘ führt das deutsche Team nun mit vier Prozent Vorsprung vor Großbritannien und Schweden.

Positives Zwischenfazit der EM

Bundestrainerin Monica Theodorescu war mit dem ersten Wettkampftag zufrieden: „Das war ein sehr guter erster Tag. Jessica hatte leider einfach Pech mit diesem Äppeln, im Grunde in der dämlichsten Lektion, in der einem das passieren kann, außer vielleicht noch in der Piaffe. Aber so ist nunmal die Natur.

Jessica ist weitergeritten, hat weiter gekämpft und die Prüfung mit vielen Höhepunkten toll zu Ende gebracht.

Dorothee ist auch ganz stark geritten. Die erste Piaffe mit Unterbrechung, aber sonst sauber, ohne Fehler, mit vielen Höhepunkten. Das Pferd ist gewaltig in Schuss. In den Piaffen war er vielleicht noch nicht ganz so locker. Aber über 80 Prozent am ersten Tag sind absolut spitze.“

Alle deutschen Springpferde „fit to compete“

Indes absolvierten auch die deutschen Springpferde die Verfassungsprüfung anstandslos. Für das Team um Christian Ahlmann (Marl) mit Clintrexo Z, Simone Blum (Zolling) mit DSP Alice, Daniel Deußer (Rijemanm/BEL) mit Scuderia 1918 Tobago Z und Marcus Ehning (Borken) mit Comme il faut sowie das Reservepaar Maurice Tebbel (Emsbüren) und Don Diarado steht am Dienstag zunächst um 17 Uhr das Trainingsspringen auf dem Programm. Am Mittwoch absolvieren die vier Teamreiter dann das Zeitspringen, das sowohl für die Einzel- als auch die Team-Wertung zählt.

Alle Ergebnisse aus Rotterdam findest du hier.

Neue Bestmarke von Isabell Werth und Bella Rose

Dienstag, 21.08.2019

Die deutschen Dressurreiter haben zum 24. Mal Mannschaftsgold bei einer Europameisterschaft gewonnen. Damit verteidigten sie auch den Titel, den sie 2017 in Göteborg/SWE errungen hatten. Am zweiten Tag der Teamwertung erreichten die amtierenden Weltmeisterinnen Isabell Werth und Bella Rose eine neue persönliche Bestleistung im Grand Prix – 85,652 Prozent. Sönke Rothenberger und Cosmo zeigten ebenfalls eine starke Runde, die mit 79,084 Prozent belohnt wurde. Am Vortag hatten Jessica von Bredow-Werndl und TSF Dalera BB sowie Dorothee Schneider und Showtime FRH das deutsche Team in Führung gebracht. Insgesamt kam die Equipe auf 244.969 Punkte und siegte damit deutlich vor den Niederlanden (230.140) und Schweden (229.923).

„Das war spitzenklasse! Alle vier haben tolle Ergebnisse geliefert“,

freute sich Monica Theodorescu, die ihren sechsten Mannschaftstitel als Bundestrainerin feierte. „Wir haben heute eine überragende Bella Rose mit Isabell gesehen, das war ein Ritt, bei dem wirklich alles passte. Ich habe erst hinterher realisiert, dass wir auch in der Einzelwertung auf den ersten drei Plätzen und mit allen Vieren in den Top-Ten sind. Das ist für die Galerie. Übermorgen geht es wieder von Neuem los. Aber heute feiern wir noch ein bisschen und dann konzentrieren wir uns neu auf den Grand Prix Special.“

Medaillenverteilung am Donnerstag

Medaillen in der Einzelwertung gibt es erst am Donnerstag – die besten 30 Paare aus dem Grand Prix sind startberechtigt. Ob Isabell Werth (Rheinberg) und ihre westfälische Stute Bella Rose (von Belissimo M – Cacir AA) noch eins draufsetzen können? Es wäre Werths 23. EM-Medaille. Der diesjährige Mannschaftstitel war ihre 18. Goldmedaille bei einer Europameisterschaft. „Ich bin heute super happy, die Stute war fantastisch. Ich glaube, wir haben es beide sehr genossen. Nicht nur die Piaffe-Passage-Tour war herausragend, sondern auch die Galopptour war wohl ihre beste, die sie je gezeigt hat. Sie ruht mehr und mehr in sich, das Ganze war eine sehr gelungene Prüfung“, sagte Werth.

Auch Sönke Rothenberger (Bad Homburg) und sein niederländischer Wallach Cosmo steuerten ein starkes Ergebnis zum Mannschaftstitel bei. Ein, zwei Mal blickte Cosmo auf die Deko rund um das Viereck, verließ aber seine Linie nicht und war schnell wieder bei seinem Reiter. Lediglich ein Fehler in der Rechtspirouette kostete Punkte. Trotzdem kamen die beiden noch auf fast 80 Prozent (79,084).

Cosmo ist in einer super Verfassung, er hat sich hier frisch und motiviert gezeigt.

Die Pirouette zählt leider doppelt, und wenn man dann so einen dicken Patzer drin hat, ist das natürlich extrem teuer“, sagte Rothenberger. „Aber wir haben auch sehr viele gute Sachen gezeigt und am Ende ist es ein super Ergebnis für die Mannschaft. Dass er mal kurz zur Seite geschaut hat, kann ich ihm nicht böse nehmen. Ich bin zuversichtlich, dass wir in den nächsten Tagen noch einiges bieten können, wenn wir uns konzentrieren und die Prüfungen gut zu Ende reiten.“

Auftakt am Montag

Am Montag hatte Jessica von Bredow-Werndl (Aubenhausen) mit TSF Dalera BB den Auftakt für das deutsche Team gemacht. Mit 76.894 Prozent erreichten sie das neuntbeste Einzelergebnis. Dorothee Schneider (Framersheim) und Showtime FRH steuerten 80.233 Prozent zum Mannschaftsergebnis bei. „Ich glaube, wir hatten selten eine so starke Mannschaft bei einem Championat“, sagte Isabell Werth.

Alle Ergebnisse aus Rotterdam finden Sie hier.

Quelle: fn-press/jbc